Internationale Experten referierten am 08.09.2023 im Landhaus 1 in Bozen zum Einsatz von medizinischen Cannabis bei neurodegenerativen Krankheiten und neuronalen Entwicklungsstörungen. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des Landeshauptmannes von Südtirol, Dr. Arno Kompatscher. Die wissenschaftliche Leitung hatte Frau Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl über, Ärztin für Neurologie und Psychiatrie, geschäftsführende Oberärztin der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie an der med. Hochschule Hannover.
Die Fachexperten referierten über die Behandlung mit Cannabis von Krankheiten wie Multiple Sklerose, Demenz und Morbus, Morbus Parkinson Alzheimer, Gilles de la Tourette-Syndrom, ADHS und Migräne. Sie berichteten von ihren Erfahrungen aus der ärztlichen Praxis und über neue wissenschaftliche Erkenntnisse im Einsatz von Medizinischem Cannabis.
Primar Dr. Francesco Teatini (Neurologie am Krankenhaus Bozen) und Primar Dr. Luca Sebastianelli (Neurorehabilitation am Krankenhaus Sterzing) haben hingegen über die ärztliche Praxis in ihren Abteilungen berichtet und somit ein Bild der lokalen Situation geliefert.
AUFZEICHNUNGEN DER EINZELNEN REFERATE
Gilles de la Tourette-Syndrom und ADHS
Prof. Dr. Kirsten Müller Vahl
Ärztin für Neurologie und Psychiatrie, geschäftsführende Oberärztin der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie an der med. Hochschule Hannover (D)
Multiple Sklerose und ALS
Dr. Denis Stracke
Leitung der Abteilung für Neurologie und seltene Krankheiten in der MediosApotheke, Berlin (D)
ES GIBT AUFHOLBEDARF!
Ziel ist es, den Patienten ihr Recht auf eine alternative medizinische Versorgung mit Medizinischem Cannabis zu gewährleisten. Deshalb fordern wir die Politik und Verwaltung auf, Maßnahmen zu treffen, welche den Zugang zu Cannabis-Therapien ermöglichen und vereinfachen!
Aktuell ist mit Beschluss Nr. 290/2018 der Südti. Landesregierung die Abgabe von Medizini-schem Cannabis auf Kosten des Südtiroler Gesundheitsbetriebes bei neurologischen Erkran-kungen lediglich für „Multiple Sklerose“ und „Gilles de la Tourette-Syndrom“ vorgesehen.
Jedoch gerade im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen suchen Ärzte und Forscher nach neuen Behandlungsmöglichkeiten. Die medizinische Komponente der Cannabispflanze liefert eine wirksame Option für die Behandlung von neurogenerativen Erkrankungen - sei es zur Vorbeugung wie zur Linderung der Symptome und bietet somit Patienten viele Vorteile und eine Verbesserung der Lebensqualität.
Laut Information des Südtiroler Gesundheitsbetriebes wird aktuell Medizinisches Cannabis zu Lasten des Gesundheitsbetriebes in 95 % der Fälle als Schmerztherapie verschrieben, der Teil der Verschreibung beispielsweise bei Pathologien wie Multiple Sklerose oder Gilles de la Tourette-Syndrom ist jedoch verschwindend gering!
Dies obwohl gerade in der Neurologie eine Offenheit für die Therapie mit Medizinischem Cannabis notwendig wäre, da Patienten leiden und meist keinen andere Option haben als sich einer Therapie mit erheblichen Nebenwirkungen zu unterziehen. Dies auch, obwohl Sie bereits effektiv austherapiert sind.
In Anbetracht der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse kann festgestellt werden, dass die medizinische Verwendung von Cannabis nicht als Therapie im engeren Sinne des Wortes betrachtet werden kann, sondern eher als symptomatische Behandlung zur Unterstützung von Standardbehandlungen, wenn letztere nicht die gewünschte Wirkung erzielt haben oder nicht tolerierbare Nebenwirkungen verursacht haben oder Dosiserhöhungen erfordern, die zum Auftreten von Nebenwirkungen führen könnten.
FORDERUNG AN DIE POLITISCHEN VERTRETER
Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf Punkt 4.1 des technischen Anhangs des Ministerialdekrets vom 9. November 2015, wonach aufgrund der darin genannten Angemessenheit und unter Berücksichtigung der jeweils neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, der Zugang zu diesen Therapien gewährleistet werden soll und zwar zu angemessenen Kosten.
Wir appellieren an den zukünftigen Landesrat/Landesrätin für Gesundheit sich in Rom darum zu bemühen, dass die wissenschaftlichen Nachweise aktualisiert werden und künftig auch für diese hier angeführten Pathologien die Verschreibung von Medizinischem Cannabis zu Lasten des Gesundheitsbetriebes ermöglicht wird.
Im Sinne des Rechtes der Patienten auf adäquate medizinische Versorgung und hinweisend auf Punkt 4.1 des Ministerialdekrets vom 9. November 2015, welcher vorsieht, dass bisher erbrachte wissenschaftliche Nachweise alle zwei Jahre aktualisiert werden müssen, beantragen wir die Verwendungszwecke von Cannabis zu medizinischen Zwecken wie folgt zu aktualisieren d.h. mit folgenden Pathologien zu integrieren:
- ADHS
- Epilepsie
- Morbus Parkinson
- Demenz und Morbus Alzheimer
- Clusterkopfschmerzen und Migräne
HILFESTELLUNG FÜR PATIENTEN UND
VERTRETUNG IHRER INTERESSEN
Auf lokaler Ebene muss entsprechend reagiert werden!
SCHAFFUNG EINER CANNABIS-BERATUNGSSTELLE
Der/die zukünftige politische/r Vertreter/in im Südtiroler Gesundheitsbereich wird aufgefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen für den Aufbau einer Cannabis-Beratungsstelle, die den Einsatz von Cannabis zu medizinischen Zwecken effizient und zeitnah vorantreibt, zu schaffen.
Dazu gehört die Bildung eines fachkompetenten Teams, das als Multiplikator das Fachwissen zu Medizinischem Cannabis einerseits anwendet und andererseits dem medizinischen Personal des Sanitätsbetriebs weitergibt.
Der Zugang zu medizinischem Cannabis muss vereinfacht werden.
Verbesserung der Lebensqualität und Gesundheit von chronischen Patienten, denn für vulnerable Patienten ist der Erhalt ihrer verbleibenden Gesundheit und eine Leidenslinderung besonders wichtig und wertvoll.
Das Sanitätswesen kann einen großen Nutzen aus einer vermehrten Anwendung von Cannabis-Therapien ziehen, denn diese Maßnahmen sind mit einem enormen Einsparungspotential verbunden. Durch diese effizienten Anwendungen können Medikamente eingespart werden und der Pflegeaufwand der Patienten verringert sich.
Die Patiententenvereinigung Cannabis Social Club, der wissenschaftliche Beirat der Patientenvereinigung sowie alle Betroffenen und Angehörigen weisen auf die dringende Notwendigkeit hin, im Interesse der Patienten, den Einsatz von Medizinischem Cannabis zu erleichtern und entsprechende Maßnahmen umzusetzen bzw. einzufordern.
WEITERE INFORMATIONEN
+39 340 7692382
info@cannabissocial.eu
Realisiert mit der Unterstützung von