Ärztliche Sprechstunden online - Anwendungsgebiete von medizinischem Cannabis
Veranstaltungsreihe des Cannabis Social Clubs 2021
Praktische Therapieerfahrungen mit Cannabis
bei Stress, Angst und Schlafstörungen
Dr. Knud Gastmeier
Facharzt für Anästhesiologie, spezielle Schmerztherapie & Palliativmedizin, Berlin (D)
Was sind Stress, Angst und Schlafstörungen? Welche Folgen können sie auf Dauer haben? Wie sehen die klassischen Behandlungsmethoden aus, was können sich Patient*innen von einer Behandlung mit Cannabis erwarten und wie kommen Patient*innen zu einer Verschreibung von medizinischem Cannabis?
Mit diesen und weiteren Fragen haben sich Expert*innen und medizinisches Fachpersonal auseinandergesetzt, um sie an einem Themenabend mit Interessierten zu besprechen. Die Ergebnisse der medizinischen Sprechstunde können Sie hier nachlesen, ebenso kann die Videoaufzeichnung der gesamten Veranstaltung angesehen werden. Das nebenstehende Infoblatt kann bei Bedarf auch heruntergeladen und ausgedruckt werden.
Aufzeichnung ansehen
Die Abendveranstaltung zu diesem Thema fand online am 09.11.2021 statt und kann hier nochmal angesehen werden.
An der Diskussion nahmen teil:
- Dr. Knud Gastmeier, Experte
- Dr.in Silke Pfitscher, Psychologin, Psychotherapeutin, Leitung im psych. Rehabilitationszentrum des Südtiroler Sanitätsbetriebs
- Dr. Aldo Leonardo Berti, Hausarzt, Präsident des Cannabis Social Club, Bozen
- Dr. Roberto Pittini, Facharzt für Anästhesie und Schmerztherapie, Meran
- Dr. Elio Dellantonio, Ex-Primar SERD, Bozen
- Peter Grünfelder, Koordinator Cannabis Social Club, Bozen
Stress, Angst und Schlafstörungen
Viele Lebenssituationen überfordern die Seele. Halten Stress, Angst und Schlaflosigkeit lange an, leidet die Lebensqualität der Betroffenen darunter, was krank machen kann.
In Zusammenhang mit vielen chronischen Erkrankungen bei geriatrischen und palliativen Patient*innen treten zusätzlich Stress, Angstzustände und Schlafstörungen auf. Diese Störungen werden im Krankheitsverlauf immer stärker und führen unweigerlich zu einer gesteigerten Multimedikation.
Stress, Angst und Schlafstörungen sind nicht als Einzelstörung, sondern als eine Art „Symptom-Entourage“ diverser Erkrankungen einer Person zu sehen, wobei die Therapie einer Störung immer auch zu einer Verbesserung der anderen Störungen und somit zu einer Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen beiträgt.
Klassische Behandlung
Zu den klassischen Behandlungsmethoden dieser nichtmotorischen Symptome zählen diverse Psychotherapieformen, somatische Therapien, Verhaltenstherapien und natürlich auch pharmakologische Therapien. Dafür stehen im wesentlichen Tranquilizer und Benzodiazepine zur Verfügung.
Vorteil der klassischen Behandlungsformen ist die Tatsache, dass diese als etabliert gelten und von den Leitlinien empfohlen werden. Weiters besteht eine große praktische Erfahrung im Umgang mit diesen Medikamenten.
Neben substanzspezifischen Risiken und Kontraindikationen gehört vor allem ein deutliches Abhängigkeitspotential zu den Nachteilen der klassischen pharmazeutischen Behandlungsmethode.
Behandlung mit Cannabis
Studien legen die Annahme nahe, dass für die beschriebenen nichtmotorischen Symptome verstärkt ein Endocannabinoidmangel oder aber eine Dysfunktion des Endocannabinoidsystems (ECS) verantwortlich ist. Dieser Mangel bzw. die Dysfunktion können durch die Gabe von Phytocannabinoiden, die in Cannabispräparaten enthalten sind, ausgeglichen werden. Chronische Erkrankungen können nicht geheilt werden, aber diverse Symptome lassen sich mindern und unerwünschte Nebenwirkungen anderer Medikamente lassen sich in vielen Fällen auf ein erträgliches Maß senken.
Die Verwendung von Cannabis zur Behandlung von Stress, Angst und Schlaflosigkeit weist ein deutlich günstigeres Kosten-Nutzen-Risiko auf als der Einsatz klassischer Arzneimittel.
Bei der Cannabis-Behandlung treten kaum ernste Nebenwirkungen auf. Bleibt man im Niedrigdosisbereich bestehen keine ernsthaften Risiken und es können meistens schon sehr gute Ergebnisse erzielt werden.
Die Nachteile gründen sich in den gesetzlichen Bestimmungen und Regelungen, die einen entsprechenden angemessenen Einsatz erschweren. Aufgrund einer verfehlten Gesundheitspolitik ist es oft schwierig, kompetente Ärzt*innen zu finden, die Rezepte ausstellen, und auch die Versorgung in den Apotheken ist aufgrund von wiederkehrenden Lieferengpässen meist schwierig.
Zugang zu medizinischem Cannabis
Bei chronisch erkrankten geriatrischen Palliativpatient*innen, die unter einer Symptom-Entourage leiden, ist eine medizinische Indikation gegeben. Bei einem Endocannabinoidmangel bzw. einer Dysfunktion des ECS ist die Therapie mit Cannabismedizin als kausal anzusehen.
Die Verschreibung von medizinischem Cannabis können alle Ärzt*innen vornehmen, welche über Erfahrung und Fachwissen in diesem Bereich verfügen. Was den rein verschreibungspflichtigen Aspekt betrifft, so können alle Ärzt*innen Cannabis auf einem „weißen“ Rezept verschreiben.
Um einen Therapieplan zu erhalten, der den kostenlosen Bezug über das Gesundheitssystem ermöglicht, muss die Therapie von einem Facharzt oder einer Fachärztin des öffentlichen Gesundheitsdienstes verschrieben werden. Allerdings gehören Stress, Angst und Schlaflosigkeit nicht zu den vorgesehenen Verschreibungsgründen - jedoch meistens andere Pathologien wie z.B. chronische Schmerzen, unter denen geriatrische Patient*innen sehr oft leiden.
Cannabis Social Club - Bozen
Dantestr. 2, Bozen
Mo - Fr 09:00 - 17:00 Uhr
Tel.: +39 0471 1817167
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Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind nicht als Alternative oder Ersatz für die Anweisungen oder Hinweise von Ärzten oder anderen Fachleuten aus dem medizinischen und pharmazeutischen Bereich gedacht, sondern dienen ausschließlich dem Zweck eines vollständigeren Allgemeinwissens. Dieses Dokument soll in keiner Weise zu verbotenem Verhalten ermutigen. Die Ersteller dieses Dokuments, die Patientenvereinigung Cannabis Social Club Bolzano, übernehmen keine Verantwortung für einen eventuellen Missbrauch der hierin enthaltenen Informationen.