Ärztliche Sprechstunden online - Anwendungsgebiete von medizinischem Cannabis
Veranstaltungsreihe des Cannabis Social Clubs 2021
Die therapeutische Lösung für Fibromyalgie: Medizinisches Cannabis

Dr.in Monica Sapio
Leiterin der Abteilung für Schmerztherapie,
"Buccheri La Ferla Fatebenefratelli" Hospital, Palermo
Was ist Fibromyalgie? Welche sind die Symptome? Wie sieht die klassischen Behandlungsmethode aus? Was können sich Patient*innen von einer Behandlung mit Cannabis erwarten und wie kommen Betroffene zu einer Verschreibung von medizinischem Cannabis?
Mit diesen und weiteren Fragen haben sich Expert*innen und medizinisches Fachpersonal auseinandergesetzt, um sie an einem Themenabend mit Interessierten zu besprechen. Die Ergebnisse der medizinischen Sprechstunde können Sie hier nachlesen, ebenso kann die Videoaufzeichnung der gesamten Veranstaltung angesehen werden. Das nebenstehende Infoblatt kann bei Bedarf auch heruntergeladen und ausgedruckt werden.
Aufzeichnung ansehen
Die Abendveranstaltung zu diesem Thema fand online am 22.09.2021 statt und kann hier nochmal angesehen werden.
An der Diskussion nahmen teil:
- Dr.in Monica Sapio, Expertin
- Dr. Roberto Pittini, Facharzt für Anästhesie und Schmerztherapie, Meran
- Dr. Aldo Leonardo Berti, Hausarzt, Präsident des Cannabis Social Club, Bozen
- Peter Grünfelder, Koordinator Cannabis Social Club, Bozen
Fibromyalgie
Die Fibromyalgie ist ein weit verbreitetes chronisches Schmerzsyndrom mit bisher unbekannter Ursache, welches sowohl in Bezug auf die Schmerzen als auch auf die vielen anderen damit verbundenen Symptome sehr einschränkend ist.
Fibromyalgie tritt vor allem bei Frauen auf (90 %) und ist häufig mit dem Vulvodynie-Syndrom verbunden, einem starken Schmerz in der Vulva.
Das Hauptsyndrom ist der Muskelschmerz mit Merkmalen der Allodynie – das ist eine niedrige Schmerzschwelle (von anderen als nicht schmerzhaft empfundene Reize werden als schmerzvoll empfunden). Sie verursacht weitere Symptome wie Muskelsteifheit, ständige Erschöpfung, Schlaflosigkeit, kognitive Defizite, Aufmerksamkeitsstörungen und Stimmungsschwankungen.
Klassische Behandlung
Da die Symptome der Fibromyalgie unterschiedlicher Natur sind, nämlich körperlich, neurologisch und psychologisch, basiert die Behandlung auf einer polypharmakologischen Therapie, die sich in Hinblick auf die angemessene Behandlung der verschiedenen Symptome zusammensetzt. Das ist sehr schwierig und auch von Person zu Person unterschiedlich.
Die verwendeten Medikamente sind Antidepressiva, Antiepileptika, nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR) und Opioide.
Der einzige Vorteil ist die Tatsache, dass diese Behandlung von den Allgemeinärzt*innen leicht akzeptiert wird und die Medikamente leicht erhältlich sind.
Andererseits ist die klassische Behandlung oft unwirksam und mit häufigen Nebenwirkungen wie Sedierung, Übelkeit und Erbrechen verbunden. Ein weiterer Nachteil ist der Verlust der Wirksamkeit der Medikamente und die Gefahr des Missbrauchs und der Abhängigkeit durch den chronischen Gebrauch.
Behandlung mit Cannabis
Die Verwendung von Cannabis zur Behandlung von Schmerzen wird durch mehrere gut kontrollierte klinische Studien unterstützt. Weitere Studien haben auf die Wirksamkeit von Cannabis bei verschiedenen Symptomen der Fibromyalgie hingewiesen, und zwar bei körperlichen Symptomen wie Muskelsteifheit aber auch bei neurologischen und psychologischen. Bei starken Schmerzen, die den Einsatz von Opiaten erfordern, kann der Zusatz von Cannabinoiden die schmerzlindernde Wirkung der Opiate verstärken, sodass diese so weit reduziert werden können, dass keine Nebenwirkungen auftreten.
Empfohlen wird die Verwendung von Cannabis mit einem ausgewogenen THC/CBD-Verhältnis in Form von Öl zur oralen Einnahme oder von Blüten, die verdampft werden. Beides kann auch in Kombination erfolgen.
Die Cannabis-Therapie ist eine gute Alternative zu Opioiden, NSAR und Antidepressiva
Die Nachteile einer Cannabistherapie liegen in der ärztlichen Praxis und in der Logistik. Aufgrund einer verfehlten Gesundheitspolitik ist es oft schwierig, kompetente Ärzt*innen zu finden, die Rezepte ausstellen, und auch die Versorgung in den Apotheken ist aufgrund von Lieferengpässen schwierig.
Zugang zu medizinischem Cannabis
Für die Behandlung geeignet sind vor allem Patient*innen, die unter chronischen Schmerzen im Allgemeinen und unter Mangelerscheinungen des Endocannabinoidsystems im Besonderen leiden. Ungeeignet sind Patient*innen mit Herzerkrankungen, insbesondere mit Herzrhythmusstörungen, und Patient*innen mit schweren psychotischen Anfällen in der Vorgeschichte.
Die Verschreibung von medizinischem Cannabis können alle Ärzt*innen vornehmen, welche über Erfahrung und Fachwissen in diesem Bereich verfügen. Dies ist notwendig, um zu gewährleisten, dass die Verabreichung von Cannabis in den oft komplexen klinischen Kontext der Patient*innen eingeordnet werden kann.
Cannabis Social Club - Bozen
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